Winterabenteuer "Polarkreis" mit dem Wohnmobil
Wenn die Nordlichter rufen.....

Wir saßen gerade gemütlich am Salda See in der Türkei. Es war Anfang Dezember 2021 und ich sagte zu Guido: "Ich vermisse die Nordlichter. Wollen wir nicht wieder nach Lappland fahren?" Guido guckte mich mit großen Augen an und sagte: "Na klar, sind ja nur fast 5.000 km von hier. Warum denn nicht." Ich wusste er meinte es ironisch aber ich meinte es ernst. Ich hatte so Sehnsucht nach dem Winterwonderland, den Rentieren und Elchen, der absoluten Einsamkeit und natürlich den tanzenden Nordlichtern.
Als wir unsere große Reise nach Weihnachten 2019 antraten, starteten wir in Skandinavien und verbrachten fast 3 Monate im nördlichen Polarkreis. Seid ihr verrückt geworden ? Polarkreis im Winter mit dem Wohnmobil? Sooft haben wir das gehört und trotzdem gemacht. Und nun hatte ich Sehnsucht nach all dem was uns so in den Bann gezogen hat. Wir überraschten meine Eltern in Deutschland und packten sie direkt mit ein. Den Vorschlag Weihnachten und Neujahr zusammen in Schweden zu verbringen fanden sie großartig. Am 19.12.22 machten wir uns von Berlin aus auf den Weg und erreichten nach 4 Tagen Fahrt das schwedische Lappland. Hier mieteten wir uns in ein AirBNB ein und verbrachten eine wunderschöne Zeit mitten in der Natur. Zum Haus gehörten 2 Snowmobile und der Trail begann direkt hinter unserem Haus. Jackpot!!! Jeden Tag düsten wir durch die Wälder, über gefrorene Seen, jagden Nordlichter in der Nacht und beobachteten Elche und Rentiere am Tag.
Für meine Eltern war es das erste Mal in Lapland und ich war glücklich, weil sie es waren. Mitte Januar fuhren meine Eltern zurück nach Deutschland und wir bewegten uns noch weiter nördlicher. Kurz vor Happaranda entdeckten wir eine Elchfarm. Der Inhaber, ein alter Sami mit großem Herz, erzählte uns alles über seine Tiere und vorallem über die Kultur der Samen, den Ureinwohnern Lapplands. Wir klebten an seinen Lippen und stellten neugierig jede Menge Fragen. Er zeigte uns seine traditionelle Kleidung , ihre Bedeutung und dann passiertes etwas Unvergessliches. Als ich ihn fragte ob jemand in seiner Familie Rentiere hätte, lachte er laut und sagte: "Wartet einen Moment. Ich zeige euch etwas." Und dann fuhr er mit uns in die Wälder und zeigte uns seine Herde von mehreren hundert Rentieren. Auf Grund des Wetters muss er seit ein paar Jahren zufüttern und hatte deswegen ein Futterlager im Wald. Er machte uns unbekannte Geräusche, eine Mischung aus Pfeifen und Kehlkopfgesang :) und plötzlich kamen aus allen Ecken diese magischen Tiere angelaufen und es knisterte magisch durch ihre Hufen im Schnee. Es war wie ein Zauber und wir zwei standen angewurzelt da und konnten unser Glück kaum fassen.
Nach diesem Erlbenis machten wir uns auf in Richtung Finnland. Auf unserer letzten Polarkreis Tour haben wir überwiegend Norwegen und Schweden bereist und so entschieden wir über Happaranda nach Finnland zu kommen, was wir ein Glück auch geschafft haben. Wegen der Coronamaßnahmen war es für Impfmuffel wie uns nicht ganz so einfach,zu dieser Zeit die sporadischen Grenzen zu passieren aber wir haben es geschafft.
Unsere erste Station war das Weihnachtsmanndorf Rovaniemi. Auch wenn uns klar war das dies eine absolute Touristenstadt ist, wollten wir trotzdem mal schauen wo der Weihnachtsmann zu Hause ist. Und ja, diese ganzen Lichter, der Duft nach heißer Schokolade, Rentiere und alles was zu Weihnachten dazu gehört lässt einen schmunzeln und man fühlt sich irgendwie wohl. Einen Tipp haben wir auf jeden Fall. In Santas Salmon Place, das Lachsrestaurant des Weihnachtsmannes, kann man sich vermutlichen den besten Lachs seines Lebens schmecken lassen. Das Restaurant ist eine Grillhütte, die sogenannte Kota. Innen tanzt ein Feuer über dem der Lachs gegrillt wird. Das war ein wirklich schönes Erlebnis und für finnische Verhältnisse preislich völlig angemessen.
Am nächsten Morgen brachen wir auf in Richtung Inarisee. Das Wetter war grossartig und wir suchten uns Plätze mitten in den lappischen Wäldern. Am Corouoma Canyon machten wir eine Wanderung zu den gefrorenen Wasserfällen. Am Abend funkelten die Sterne vom glasklaren Himmel hinab und mein Bauchgefühl sagte mir, zieh dich warm an - diese Nacht wird ein Spektakel. Und so war es auch. Gegen 22Uhr explodierte der Himmel über uns und eine heftige Aurora tanzte bis über den Zenit und ich konnte mein Glück kaum fassen. Vor lauter Aufregung stellte ich meine Kamera völlig falsch ein, machte eine Videoaufnahme anstatt Fotos und noch so einige andere Eigenartigkeiten. Ich beschloss erstmal durchzuatmen und diesen Moment zu genießen. Das tat ich dann auch. Während Guido aus der warmen Lody den tanzenden Nordlichtern zu sah, stand ich inmitten der Dunkelheit einfach da. Mir liefen vor Freude die Tränen und ich schloss diesen Moment für immer in mein Herz ein. Auch wenn ich schon einmal Nordlichter gesehen habe, ist es immer wieder magisch und auf dieser Reise waren sie besonders kraftvoll und das erfüllte mich einfach mit ganz vielen Glücksgefühlen.
Mit dem Inari See erreichten wir den nördlichsten Punkt auf unserer 2021/2022 Winterreise. Die Landschaft um den Inarisee ist unfassbar schön. Hier fanden wir so viele schöne Plätze inmitten der Natur und konnten uns nicht satt sehen an dieser so schönen Winterlandschaft mit dieser ganz besonderen Lichtstimmung, die wir noch nirgendwo so gesehen haben.
Kurzer Hinweis: Bei minus 35grad machte unsere Batterie schlapp. Achtet unbedingt auf die Wettervorhersagen und rüstet eure mobilen Gefährten dementsprechend aus. Eine Motorheizung ist mehr als sinnvoll, aber auch ein Motorgrillschutz der vor eisigem Wind schützt. Hatten wir beides nicht, aber das nächste Mal. :) Wir achten tatsächlich immer sehr genau auf die Temperaturen. Für die Nacht als die Batterie schlapp machte, waren -28 vorraus gesagt. Aber es kam ein überraschender Eiswind, wie uns der nette Finne vom Hilfsdienst erklärte. Wir waren an diesem frühen Morgen nicht die Einzigen, denen er das Auto wieder mit Energie fütterte.
Dies war in all unserer Zeit im Polarkreis das erste Mal das wir Probleme hatten. Unser Wohnmobil war nun das zweite Mal eine Eisbombe für mehrere Monate und hat es gut verkraftet. Was auf jeden Fall dazu beigetragen hat, ist unsere Dieselheizung. Somit sind wir Gas unabhängig was unsere Heizung angeht und das ist echt Gold wert.
Nach mehr als zwei Monaten haben wir uns dann in Richtung Deutschland auf den Weg gemacht. Diesmal haben wir aber die Route über das Baltikum genommen und was wir da erlebt haben, erzähle ich euch ein anderes Mal.
Machst gut, eure Sandra
Fotoeindrücke findet ihr wie gewohnt auf unserem Instagramkanal.