Bring Your Own Identity oder gib mir deine digitale Identität kostenlos
Fast unbemerkt hat sich ein Mechanismus in unserem täglichen digitalen Leben eingeschlichen, den wir fast selbstverständlich zu nutzen beginnen. Wir registrieren uns schon seit geraumer Zeit für neue Dienstleistungen im Web mit unseren sozialen Identitäten, wie Twitter, Facebook oder Google+. Die britische Regierung erwägt sogar ihren Bürgern die Möglichkeit zu bieten, sich mit Ihren “Social Media Identitäten” für öffentliche Dienstleistungen zu registrieren.

Studien zu Bring Your Own Identity
CA Technologies hat vor einiger Zeit bei dem Marktforschungsunternehmen Quocirca eine Studie in Auftrag gegeben, die überraschende Ergebnisse lieferte, was die Nutzung der Social Media Identität betrifft. 27 Prozent der befragten Unternehmen nutzen bereits Social Media als Quelle der Identifikation von Kunden und Interessenten auf ihren Webseiten und in E-Commerce Shops. Und nach einer Gartner-Studie werden bis Ende 2015 mehr als 50 Prozent aller Neuregistierungen und Kaufabschlüsse von Neukunden über digitale Identitäten erfolgen.
Die Nachfrage bei den Unternehmen, die digitale Identitäten bereits akzeptieren ergab weiter, dass bei Kundenbefragungen die Passwort-Müdigkeit der zentrale Mehrwert für die Nutzung solcher Identitäten darstellt. Daher versuchen Unternehmen gerade mit den großen Anbietern solcher “sozialen Logins” Verträge dahingehend abzuschließen, dass auch mehr Daten dieser Nutzer als notwendig übergeben werden. Eine große Einnahmequelle für fast jedes soziale Netzwerk wohl in Zukunft.
Bring Your Own Identity bedeutet weit mehr
Doch nicht nur im B2C-Bereich scheinen sich diese sozialen Profile für die tägliche Arbeit im Web durchzusetzen, auch für Mitarbeiter von Unternehmen. Der neue Mitarbeiter bringt einfach seine Identität für Webdienstleistungen des Unternehmens über seinen Social Media Login mit.
Den großen Vorteil, den sich Unternehmen dadurch erhoffen ist der temporäre Zugriff auf die sozialen Daten ihrer Mitarbeiter, was zumindest in Deutschland ein großes Datenschutz-Problem nach sich ziehen dürfte. Ein Benutzername und ein Passwort sagt wenig über den neuen Mitarbeiter aus, sein Facebook und Google-Profil aber schon.
Bring Your Own Identity (BYOID) wird aber noch in einem weiteren Zusammenhang genannt. Zukünftige Arbeitgeber werden wohl nicht mehr entscheiden, welche Fähigkeiten der Mensch allein anzubieten hat, sondern schon vorab seine digitale Identität befragen können, ob diese die gewünschten Aufgaben (Fähigkeiten eines Menschen sollte ja Teil des sozialen Profils sein, so der Wunsch der sozialen Netzwerke) erfüllen kann und dann den Auftrag an diese digitale Identität vergeben. Damit wäre BYOID ein Arbeitsmarkt-Filter für zielgenaue Suche nach Fähigkeiten für Unternehmen. Lang lebe das soziale Profil, möchte man da sagen.
Interessante Links zum Thema
- The Next IT Revolution: Bring your own ID, Forbes, Eric Savitz
- Bring your own identity, Search Security, Sharon Shea